Liebe auf den zweiten Blick?

Im Golf von Maine war es, wie um diese Jahreszeit üblich, bitterkalt. Aber die Nacht war gut überstanden. Am Morgen tauchten dann aus einer leichten Nebeldunstwolke die ersten vorgelagerten Inseln von Nova Scotia(Kanada) auf. Ein Fischerboot kreuzte relativ knapp meinen Kurs – die Crew winkte fast schon überschwänglich freundlich. Das warś aber dann schon mit dem positiven Erlebnissen dieses Tages.

Eine Stunde später machte ich das erste mal hautnahe Bekanntschaft mit einer Lobsterboje. Sie verfing sich im Ruder. Doch kurz darauf löste sich diese und schwamm ihres Weges. Sind doch gar nicht so schlimm diese Lobsterbojen – dachte ich… Im Wasser um mich herum wimmelte es geradezu von diesen lästigen Bojen.

Eine halbe Stunde später hatte ich mir dann die nächste Boje eingefangen. Das Schiff wurde stark abgebremst und wie eine magische Hand zerrte diese Boje am Heck. Nun war es vorbei mit der Gelassenheit. Ich borg die Segel um den größsten Druck aus diese unliebsamen Umklammerung zu nehmen. Der Druck am Ruder war extrem – die Leine zerrte dieses von einer Richtung in die andere.

Ich versuchte die Leine der Boje mit dem Bootshaken heraufzuzerren um diese dann zu durchtrennen. Doch unmöglich – diese war ca. 1m unter Wasser und gespannt wie eine Gitarrenseite. Die Gefahr dabei über Bord zu gehen wäre zu groß gewesen!

Notdürftig befestigte ich schnell ein Messer um den Bootshaken um so mit dieser Verlängerung die Leine zu durchtrennen. Uff – mir viel ein Stein vom Herzen als ich dann dieses Unding wegschwammen sah.

Dann sah ich diese Blutstropen … überall im Cockpit. Doch eine knappe Einmann-Crew hat auch seine Vorteile:  der Schuldige ist hier  rasch ausgemacht und ich   entdeckte  dann auch diese tiefe Schnittwunde.

Beim Herumhantieren mit dem Messer hatte ich mir dummerweise in den Finger geschnitten.

Aber nicht unterkriegen lassen!

Ich setzte wieder die Segel und versuchte mich dann zwischen den hunderten Bojen hindurchzuschwindeln. Doch der Wind kam genau von achtern – nach zig Halsen gab ich  entnervt auf. Ich barg die Segel und startete die Maschine, um mich den Rest des Tages mit Motorantrieb zwischen diesen Bojen hindurchzuquälen.

Na gut Nova Scotia – es muß ja nicht die große Liebe werden. Aber jetzt lass uns mal die nächsten 100 Seemeilen nach Halifax heil überstehen und dann lass uns zumindest Freundschaft schließen!

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