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Nuuk
Nun beginnt der Ernst des Lebens – diesen Spruch hab ich schon x-mal gehört. Als ich vom Kindergarten in die Volksschule wechselte … als ich volljährig wurde …den ersten Job bekam … etc. – doch nun habe ich das Gefühl dass es “wirklich” ernst wird.
Nuuk, die Hauptstadt Grönlands ist erreicht. Vor 6 Monaten habe ich das Schiff in der Karibik gekauft um damit in den hohen Norden zu segeln – und jetzt bin ich da.
Die Nordwestpassage liegt vor mir und bis nach Nome in Alaska wird es wohl noch einiges an Abenteuern zu bestehen geben.
In Kürze wird Jan aufs Schiff kommen. Jan hat sich auf eine Internetannounce hin gemeldet und schien mir unter den Antworten als das geeignete Crewmitglied. Jung, sportlich und nebenbei noch ein abgeschlossenes Medizinstudium. Also da kann uns in der arktischen Abgeschiedenheit doch wirklich nichts mehr passieren. Die kommende Etappe von Nuuk nach Cambridge-Bay sind wir nun wiederum zu zweit – ups … mit Zulumbus eigentlich zu dritt.
Günter wird uns leider in Nuuk verlassen. Er kam in Halifax an Bord und hatte bis auf einen kurzen Segeltörn in der Adria keine Segelerfahrung. Hut ab – nicht ein einziges mal hörte ich Günter jammern – und die Bedingungen waren teilweise wirklich alles andere als einladend.
Aber nicht nur innerlich – auch äußerlich ist Günter zum Seebären mutiert. Nur der Palstek Knoten – der will ihm noch nicht richtig von der Hand. Doch bis zum nächsten Segeltörn hat Günter den auch blind in seinem Repertoire – da bin ich mir sicher!
Grönland ist erreicht
Und plötzlich war sie da. Aus der Dunstwolke lichtete sich die Küste und die ersten Schneeberge Grönlands kamen zum Vorschein. Beeindruckend!
Nur noch 50 Meilen bis nach Nuuk – unserer ersten Anlaufstation – doch diese sitzen wir wie man so schön im Volksmund sagt: “auf der linken Arschbacke ab” – und dann wird nach langen 8 Tagen auf See erst mal gefeiert!
Hurra – der Ofen brennt!
Es ist kalt an Bord – bitterkalt! Und so starten wir wieder einen Versuch den Borddieselofen anzuwerfen. Die letzten Tage hatten wir nur bescheidene 5 Grad im Schiffsinneren und das Meer war einfach zu aufgewühlt und schaukelig um die Heizung anzuwerfen.
Doch die See hat sich etwas beruhigt. Schnell wurde der Außenkamin montiert und nach 5 Minuten notierte unser Heizmeister Günter folgende Meldung ins Bordlogbuch: “Hurra – der Ofen brennt!”
Etwas später zeigte das Thermometer wohlige 25 Grad im Schiffsinneren … auf zu neuen Ufern!
Mahnwachen
Neufundland liegt nun schon einige Meilen im Kielwasser – und Grönland noch einige hundert Meilen vor uns in weiter Ferne. Wir sind nun schon seit 2 Tagen auf See. Die Abfahrt von Neufundland ging dann eher rasch und unbürokratisch. Am nördlichen Zipfel von Neufundland angekommen wollten wir rechts in einen kleinen Hafen zum letzten Zwischenstop einlaufen. Doch wie wir mit Bedauern feststellen mussten war dieser noch komplett mit Eis zugestopft. So beschlossen wir kurzerhand ohne weiteren Zwischenstop gleich direkt nach Grönland durchzustarten.
In Küstennähe tummeln sich zig Eisberge und noch einiges an Treibeis. So versuchen wir möglichst rasch Meter nach Osten gutzumachen um nicht bei Nacht und Nebel auf Tuchfühlung mit einem dieser Giganten zu gehen. Doch auch weit auf offener See sichten wir regelmäßig Eisberge. Stoisch und gelassen stehen diese wie einbetoniert im Meer – wie Mahnwachen. Ja, Mahnwachen im wahrsten Sinn des Wortes: sie mahnen uns zur stetigen aufmerksamen Wache!
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Eisverstopfung
Erstens kommt es anders … zweitens als man denkt. Das war so nicht gebucht!
Die Überfahrt nach Grönland wird ca. 7 Tage auf offener See dauern. Davor wollten wir uns nochmals richtig ausschlafen. Wir suchten uns eine kleine Bucht am nördlichsten Eck von Neufundland – lt. Eisbericht war diese eisfrei … theoretisch….
Doch im richtigen Leben dort angekommen tummelte sich da einiges an Eis. Auch die Nachbarbuchten waren allesamt mit Eis verstopft. Schade, hier können wir die Nacht nicht verbringen.
enge Einfahrt
Eigentlich war alles schon fix und fertig – die Landleinen ausgebracht und das Boot gut für die kommende stürmische Nacht vertaut. Doch dann erspähten wir im Inneren des kleinen Hafenbeckens von Flowers Cove einen Schwimmsteg.
Wir loteten kurz die Wassertiefe – Das innere Becken ist nicht für größere Schiffe gedacht doch bei Niedrigwasser sollten wir noch 10cm Wasser unterm Kiel haben. Das muß reichen!
15 Minuten später war das Schiff dann am Schwimmsteg vertaut – welch ein Luxus!
Vorbereitungen
Naturgemäß verschiebt man ja all die wichtigen Kleinigkeiten immer auf den letzten Abdrücker- und so gab’s heute noch einiges zu erledigen.
Unsere Diesel-Bordheizug schluckt so einiges an Diesel – Zum Nachtanken mussten wir mit unseren Kanistern ausrücken – dann noch schnell ein paar Spleiße für die Befestigungsleinen des Jordan Sturmankers, …
Morgen geht es dann um 4 Uhr mit dem ersten Tageslicht wieder ein Stück nach Norden.
Der Sonne entgegen?
Das Seegebiet vor uns ist für seine Wetterkapriolen berüchtigt. Schnell aufziehende und heftige Tiefs und teilweise sehr wechselhafte Bedingungen sind in der Davis-Strait nicht selten. Um für den Fall eines Sturmes gerüstet zu sein haben wir nun anstatt der großen Genua das Sturmsegel an der vorderen Rollanlage angeschlagen.
Der Wechsel war bereits im Hafen bei moderaten 20Knoten Wind eine Fummelei.
Bei einem aufziehenden Sturm auf offener See das Segel zu wechseln ist sicher eine kleine Herausforderung.
Eventuell segeln wir “der Sonne entgegen” – aber auch für den Fall eines Sturmes sind wir nun besser gerüstet …
Eisberge
So wie die tägliche Tageszeitung sorgen hier die täglichen Eisberichte an Bord für Gesprächsstoff. Neben der Eisbedeckung und dem Treibeis sind für uns natürlich auch die Statistiken bzgl. der Eisberge interessant.
Diese Grafik zeigt Neufundland und die Anzahl der Eisberge in den einzelnen Quadranten. Wie man sieht tummeln sich hier einige dieser Ungetümer. Allein in dem kurzen Ausgang zwischen dem Festland und der nördlichsten Eck von Neufundland 67 dieser Kolosse!