Der Himmel schimmerte rot gelblich … romantisch möchte man meinen. Doch mir war nicht romantisch zumute.
Rolo hatte mich in West Palm Beach verlassen und ich war nun wieder einhand unterwegs. Diesmal wollte ich einige Meilen gutmachen und hatte mich für einige Tage auf See eingestellt.
Der Wetterbericht war zwar etwas ungemütlich: 40 Knoten Wind – in Böen bis zu 50. Jedoch von achtern – damit konnte ich ordentlich Fahrt machen. Zudem wollte ich den Golfstrom ausnutzen. Dieser fließt mit bis zu 4 Knoten Richtung Norden. Es hieß also nur auf diesen Zug aufzuspringen und dann: “ab die Post”.
Anfangs lief alles nach Plan. 10 und mehr Knoten Fahrt – das macht Spaß!
Doch dieses Schimmern am Horizont entpuppte sich beim näheren Hinsehen als eine heftige Gewitterfront. Das anfänglich leichte Grollen kam bedrohlich näher und auch hinter mir begann es zu blitzen. Die Blitze waren nun überall um mich zu sehen. Nun wurde mir klar – das war eine rießengroßes Gewittersystem. Davonzusegeln ist hier nicht möglich. Hier hilft nur eines: Augen zu und durch!
Theoretisch ist die Gefahr auf See vom Blitz getroffen zu werden relativ klein. Doch wenn rund um dich herum diese baumdicken Blitze ins Wasser donnern – das macht einen dann doch etwas nachdenklich.
Dann war urplötzlich der Wind weg, um dann wenig später komplett aus einer anderen Richtung zu wehen: 5… 10 … 15 … 20 … 30 Knoten – und das von vorne! Im Normalfall ist das kein größeres Problem – doch wenn Wind gegen den starken Golfstrom steht dann ist “Feuer am Dach”. Davor wird auch eindringlich in jedem einschlägigen Revierführer gewarnt.
Und so war es dann auch: binnen Minuten verwandelte sich die See in einen Hexenkessel. Ein völlig konfuses Wellenbild – die Wellen wurden immer kürzer, höher und steiler. Das Schiff war nicht mehr auf Kurs zu halten war eigentlich nur mehr ein Spielball der Wellen.
Auch der sonst so gelassene Zulumbus schien plötzlich etwas blass, als wollte er mir sagen: “wir sollten von hier verschwinden … und das ziemlich rasch!”.
Doch mit Wind gegenan dem Golfstrom zu entrinnen war alles andere als einfach – der Strom schien uns wie ein Sog festzuhalten. Mit heftiger Motorunterstützung schaffte ich es dann nach einigen Stunden am Ruder aus der gröbsten Strömung rauszukommen und endlich wurden dann auch die Bedingungen wieder besser.